Reflektionsmaterial schützt Kinder
Beleuchtete Strassen sind eher eine Ausnahme im Distrikt Lugini, und mit Einbruch der Dämmerung kann es sehr gefährlich werden für Fussgänger und Fahrradfahrer. Autofahrer sehen die dunkel gekleideten Personen erst viel zu spät und müssen waghalsige Ausweichmanöver ausführen. Das muss nicht sein, hier kann einfach geholfen werden, um die Sicherheit für Jugendliche auf der Strasse zu verbessern.
Nach einem Pilotprojekt im April in der Schule Nr. 2 in Lugini haben wir zusammen mit Schulklassen verschiedener Altersstufen passendes Material für den Schutz der Kinder eruiert und sind dabei auch auf erstaunliche Aussagen gestossen. Viele Kinder und junge Erwachsene haben in der Dunkelheit Angst auf den Strassen. Doch von reflektierenden Punkten auf Kleidern, Schuhen oder Rucksäcken und Fahrrädern haben sie noch nichts gehört.
Erstaunlich ist auch, das selbst in den grössten Supermärkten von Kiev bis jetzt noch keine solchen Sicherheitsmaterialen zu finden sind. Das getestete Material des Pilotprojekts erfüllt die gewünschte Voraussetzung. In Zusammenarbeit mit den Schulen des Distrikts planen wir nun im Herbst, den Schülern in den drei grössten Dörfern Reflektionsmaterial abzugeben. Weitere Schulen sollen folgen, so dass ab Winterbeginn in der Dunkelheit die Sicherheit auf den Strassen besser wird.
Sicherheit im Dunkeln auf Strassen im Lugini Distrikt
Über 1600 Schüler und Lehrer des Distrikts Lugini haben Ende November reflektierende Materialien bekommen, damit sie in der Dunkelheit als Fussgänger und Fahrradfahrer besser gesehen werden.
Wie wichtig Sichtbarkeit im Dunkeln ist, hat sich leider auf traurige Weise „just“ vor dem Start des Projekts in Lugini bestätigt. Kurz vor meiner Ankunft ist ein 45 jähriger Familienvater, dunkel gekleidet, auf der Kreuzung der Fernstrasse nach Lugini von einem Lieferwagen überfahren worden und seinen Verletzungen erlegen.
Lange hofften wir, Material direkt in der Ukraine zu finden, doch nichts Befriedigendes wurde gefunden! Bei diversen Grosshändlern in Deutschland und der Schweiz konnten wir preiswerte und qualitativ hochwertige Reflektions-Produkte für die Kinder einkaufen. Nicht ganz einfach war der Versand – Eine für Ost-Transporte spezialisierte Firma führte für uns 120kg reflektierendes Material in die Ukraine ein. Von Anfang des Projektes an war klar, für die Ukrainer ist das Thema Sicherheit auf Strassen nicht gerade das Top Thema „Nr. 1“! Da gibt es Wichtigeres. Deshalb sollte ihnen ein Schulungsfilm die Unterschiede ohne und mit reflektierenden Materialien aufzeigen. Mit tatkräftiger Unterstützung von Schweizer Freunden entstand ein achtminütiger Film in Ukrainischer Sprache.
Ende zweitletzter Novemberwoche war es dann soweit, das Reflektions-material war in Kiev angekommen und ich machte mich auf den Weg in die Ukraine. Am späten Sonntagabend wurde die Detail-Organisation zusammen mit unseren Koordinatoren Yuriy und Svetlana besprochen. Am nächsten Tag sollte noch Tamara, die Mutter von Pavel, dazu stossen. Es galt dabei, die grössten Schulen des Distrikts in den nächsten drei Tagen zu besuchen, um möglichst viele Kinder zu erreichen. Eine nicht ganz einfache Aufgabe, wenn die Schule um 9 Uhr beginnt und um 15 Uhr spätestens endet. Da war eine reibungslose Organisation und eine klare Rollenverteilung gefragt!
Nach anfänglichen Startschwierigkeiten konnten sich Yuriy, Tamara und ich auf die verschiedenen Schulen einstellen. In Windeseile war jeweils der Präsentationsfilm bereit, die Klackbänder, Reflektoranhänger ausgelegt. Die älteren Schüler halfen Leuchtstreifen an den Taschen und Rucksäcken der Kinder zu befestigen. Die Kinder ab 9 Jahren erhielten zusätzlich noch ein Front- und Rückstrahler-Set, sowie Speichenreflektoren für das Fahrrad. Der Präsentationsfilm über die Gefahren auf Strassen und wie die Reflektoren angewendet werden müssen hat Eindruck hinterlassen.
Schon am ersten Abend bei der Fahrt durch die dunklen Strassen konnte ich die mir bekannten Reflektions-Leuchtpunkte sehen, am darauffolgenden Abend waren es schon viel mehr! Die Verteilung der Materialien an die kleineren Schulen wurde noch vorbereitet, so dass die Lehrer dieser Schulen ebenfalls zügig das Material an die Kinder verteilen konnten. An meiner letzten und 9. Station am Mittwochmorgen waren wir im Schulhaus von Lipniki. Schön zu sehen, wenn man aus dem Schulhaus kommt und die Fahrräder der Kinder bereits mit Reflektoren ausgerüstet sind!
Ein grosser Dank geht an die Koordinatoren Yuriy, Svetlana und Tamara und an die Lehrer und Lehrerinnen vom Distrikt Lugini für Ihre Unterstützung und Mithilfe!